Interview mit Ratskandidatin Moira Obendorf

Hallo Moira. Zum Warmwerden stelle ich dir ein paar unverfängliche Fragen.

Was hast Du heute zu Mittag gegessen? 

Leider nichts… Insbesondere im Homeoffice vergesse ich oft zu Essen und plötzlich ist schon Nachmittag. Ich koche meistens Abends, wenn mein Freund nach Hause kommt.

 

Wen findest Du besser? Rezo oder Tilo Jung?  

Gute Frage, Rezo find ich witziger, Tilo Jung ist etwas ernster. Aber ich bin ehrlich gesagt selten auf YouTube unterwegs.

 

Trinkst Du lieber Altbier oder Pils?

Altbier natürlich, selbstverständlich aus einer Hausbrauerei!

 

Dein Lieblingssong über Deutschland?

Über Deutschland fällt mir spontan gar keins ein…    Aber über Düsseldorf – nämlich von Enkelson oder den Toten Hosen. Ich bin aber auch eher Lokalpatriotin und Europäerin…

 

Bist Du ein Bücherwurm?

Bis vor etwa zehn Jahren war ich ein totaler Bücherwurm! Seitdem ist es leider viel weniger geworden, ich brauche nämlich Ruhe zum Lesen und darf mich nicht von Social Media & Co ablenken lassen. Am besten klappt das deshalb im Urlaub.

Moira Obendorf kandidiert für den Stadtrat der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Aber ich habe vor ein paar Monaten die Welt der Hörbücher für mich entdeckt, damit geht nämlich zum Beispiel auch der Haushalt viel leichter von der Hand… Die Stadtbüchereien haben hier eine große Auswahl, die auch digital zur Verfügung steht!

 

Kommen wir zur Sache

Seit wann bist Du in der SPD?  

Ich bin seit etwas mehr als zehn Jahren Mitglied der SPD. Damals bin ich über Freunde in die Partei gekommen, weil ich festgestellt habe, dass die sozialdemokratischen Werte genau die sind, die mir wichtig sind.

 

Sind Sozialdemokraten nicht mehr „IN“? 

Die Werte der SPD sind immer aktuell – aber leider spielt Solidarität in einer Ellbogengesellschaft oft eine untergeordnete Rolle… Aber ob wir „in“ sind kommt sehr stark auf die handelnden Personen an! Ich finde die Kombination Hazel Brugger und Karl Lauterbach zum Beispiel unschlagbar!

 

Welche Konzepte hat die SPD zur Vermeidung von weiterer Umweltverschmutzung durch den Individualverkehr? 

Die Umweltspuren waren ein wichtiger erster Schritt, genauso wie die vielen neuen Radwege! In meinen Augen muss der ÖPNV noch bezahlbarer werden.

 

Über dein Schaffen und zukünftiges Wirken in Düsseldorf

Du bist gebürtige Düsseldorferin und trittst für die SPD als Ratskandidatin an. Was möchtest Du unbedingt in der nächsten Wahlperiode für Düsseldorf erreichen?  

Als gebürtige Düsseldorferin habe ich durchaus viele Ideen für meine Heimatstadt.  Auf meinen Wahlkreis bezogen ist mir natürlich die Nordstraße weiterhin ein wichtiges Anliegen! Am liebsten wäre es mir, wir würden die Nordstraße aus ihrem „Dornröschenschlaf“ holen und mit einer breiten Bürgerbeteiligung überplanen und umgestalten. Dort steht bald der barrierefreie Ausbau der Haltestellen an und das wäre in meinen Augen eine gute Gelegenheit. Ich habe ja auch schon öfter das Wort Fußgängerzone in den Mund genommen, das kommt aber insbesondere beim Einzelhandel immer noch nicht gut an. Man sollte aber in solchen Einkaufsstraßen zumindest über Konzepte wie Shared Space nachdenken dürfen.

Außerdem müssen wir das Thema Barrierefreiheit insgesamt dringend schneller umsetzen. Wie weit wir da hinterherhinken habe ich letztes Jahr feststellen dürfen, als ich mir den Fuß gebrochen habe und einige Wochen im Rollstuhl und auf Krücken unterwegs war. Eigentlich müsste heute schon ein Großteil aller Haltestellen barrierefrei umgebaut sein und von den unzähligen Stolperfallen an vermeintlich abgesenkten Bordsteinen will ich gar nicht anfangen. Dieses Thema ist unglaublich wichtig, egal ob man mobilitätseingeschränkt ist, mit einem Rollator unterwegs ist, seinen Einkaufs-Trolley hinter sich herzieht oder ein Kinderwagen schiebt!

Insbesondere während der Corona-Pandemie ist mir außerdem aufgefallen, wie wichtig Angebote wie Sport im Park sind. Ich würde mir deshalb wünschen, dass wir auch in meinem Wahlkreis ein entsprechendes Angebot bekommen. Als angehende Zahnmedizinerin wünsche ich mir außerdem, dass die Aktion Zahngesundheit ausgebaut wird.

Auch während Corona werden die Bürger von Moira Obendorf informiert. Bild: Kajetan Kubik

 

Wie kann der vorhandene Verkehrsraum vernünftig und zukunftsgerecht für alle Verkehrsteilnehmer aufgeteilt werden? Müssen Radfahrer besonders geschützt werden? 

Wichtig ist in meinen Augen, dass wirklich alle Verkehrsteilnehmer*innen bedacht werden! Mir ist natürlich klar, dass Autofahrer*innen ihre Autos irgendwo abstellen müssen. Das trifft aber genauso auch auf Roller, Motorräder und Fahrräder zu. Und in meinen Augen kann es nicht sein, dass der Platz für Fußgänger*innen schrumpft um den Autobesitzern ihren Platz zu lassen. Hier müssen einfach alle kompromissbereit sein. Und genauso wie man kontrolliert, ob Autos sich an die Regeln halten muss man eben auch aufpassen, dass Radfahrerinnen sich ihrerseits an die Regeln halten und nicht über den Fußweg heizen. Und natürlich müssen Radfahrerinnen besonders geschützt werden, sie haben schließlich keine Knautschzone – aber da haben wir mit dem Radwegenetz auch schon einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

 

Die Menschen werden immer behäbiger und bewegen sich immer weniger. Immer mehr Computerarbeit und langes Sitzen führt zu Gesundheitsschäden. Du wirbst für kommunale Gesundheitsförderung. Was stellst Du dir darunter vor?

In unserer Gesellschaft hat Prophylaxe leider einen viel zu geringen Stellenwert! Vieles davon spielt eher auf Bundesebene eine Rolle, zum Beispiel das viele Vorsorgeleistungen keine Kassenleistung sind. Aber man kann mit besonderen Programmen auf kommunaler Ebene was erreichen! Ein Paradebeispiel hierfür ist Sport im Park, dank Corona bis vor kurzem eher Sport im Wohnzimmer. Jetzt dürfen wir endlich wieder zum Zumba nach draußen!

Wenn ich von kommunaler Gesundheitsförderung spreche, denke ich jedoch hauptsächlich an das Gesundheitsamt. Aus der Perspektive der angehenden Zahnärztin weise ich gerne auf die Aktion Zahngesundheit hin. Hier werden Kindergärten und Grundschulen besucht, zahngesunde Ernährung und Mundhygiene geübt und Reihenuntersuchungen und Fluoridierungsmaßnahmen durchgeführt. Solche Programme sind unglaublich wichtig und müssen gefördert und nicht zurückgeschraubt werden!

 

Du bist Mitglied in der Bezirksvertretung 1. Kannst Du uns etwas über die Einführung einer Tempo 30 Zone auf der Nordstraße erzählen? Warum wurde dort Tempo 30 eingeführt? Gab es da Widerstände? 

Das war ein langwieriger Prozess den ich auf meiner Facebook-Seite Ich mach Nordstraße begleitet habe. Schon bevor ich das Mandat angetreten habe, habe ich mich oft gefragt, wieso auf der Nordstraße kein Tempo 30 gilt – und die Frage wurde uns auch oft gestellt, gerade von Älteren und Familien. Als ich dann den Antrag gestellt habe, musste ich erst mal die ganzen Gegenargumente entkräften, zum Beispiel das die Straßenbahn ja dann langsamer würde. Gott sei Dank haben da einfacher Dreisatz und eine kurze Stellungnahme der Rheinbahn gereicht.

Im Mai 2016 hat die Bezirksvertretung das Tempo 30 beschlossen, im August 2017 hat der Ordnungs- und Verkehrsausschuss dem Ganzen zugestimmt. Bald kamen dann die Schilder und zusätzlich haben wir Piktogramme auf die Fahrbahn anbringen lassen, damit sich im Schilderwald niemand verirren kann. Ich bin froh, dass wir die beliebte Nordstraße so ein bisschen sicherer machen konnten.

Mein Wunsch wäre wie gesagt, dass wir vielleicht ein Pilotprojekt für Düsseldorf starten und dort Shared Space erproben – ein Verkehrskonzept bei dem alle Verkehrsteilnehmer*innen gleichberechtigt sind.

Vielen Dank, Moira Obendorf.

 

Die Interviewfragen stellte Jens Sarton.